Psychische Gewalt findet überall statt

Mit seiner Kampagne „Gewalt ist mehr, als du denkst“ macht der Kinderschutzbund auf die Formen und Folgen psychischer Gewalt aufmerksam. In diesem und im nächsten Jahr richtet er den Fokus auf die Institutionen. Sport und Schule sind hierbei zwei elementare Bereiche, in denen Kinder und Jugendliche mit Demütigungen, Diskriminierungen und Drohungen konfrontiert sein können.

Im Sport herrscht noch immer die Vorstellung, dass gute Leistungen nur mit Abwertung, Drill und Demütigung zu erreichen sind. 63 % der Befragten einer repräsentativen Studie1 gaben an, dass sie psychische Gewalt im Vereinssport erfahren haben. Das ist mit Abstand die häufigste Form der Gewalt und gleichzeitig jene Form, der öffentlich am wenigsten Bedeutung beigemessen wird. Sportvereine sollen Orte der Beziehung, der Talentförderung und der Motivation sein. Wo Demütigungen und Drohungen stattfinden, müssen Sportler*innen Gehör finden und Täter*innen Konsequenzen spüren. Die positive Nachricht: Viele Sportvereine haben sich bereits auf den Weg gemacht. Sie wissen, dass wir eine Kultur des Hinsehens brauchen. Der Kinderschutzbund möchte mit seiner Kampagne einen Beitrag dazu leisten und entsprechende Entwicklungen im sportlichen Bereich unterstützen.

Die Datengrundlage für das Vorkommen von psychischer Gewalt an Schulen, insbesondere ausgehend von Lehrkräften gegenüber Schüler*innen, ist dünn. Es ist aber davon auszugehen, dass von allen Gewaltformen psychische Gewalt diejenige ist, die am häufigsten vorkommt. Kinder werden bloßgestellt, gedemütigt, mit anderen verglichen. Auch das Ignorieren von Mobbing oder einer Besonderheit, wie etwa Dyskalkulie oder Legasthenie, ist psychische Gewalt. Schule ist der Ort im Leben von Kindern, den sie und ihre Eltern nicht selbst wählen können, zu besuchen. Es herrscht Schulpflicht. Gerade deshalb ist es für den Kinderschutzbund entscheidend, dass die Schule für Kinder und Jugendliche ein sicherer Ort ist.

Viele Erwachsene haben selbst psychische Gewalt in ihrer Kindheit erlebt und verhalten sich – wenn auch zumeist unbewusst – gewaltvoll gegenüber Kindern. Wir müssen uns nicht schuldig fühlen, aber wir alle können lernen, wie es besser geht. Denn psychische Gewalt schafft keine Einsicht, sondern demonstriert lediglich wer der Stärkere ist – mit teilweise fatalen Folgen für die psychische Gesundheit und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Näheres zum Thema erfahren Sie unter kinderschutzbund.de/gewalt sowie auf unserem Instagram-Kanal: der_kinderschutzbund.

1Studie der Sporthochschule Köln und dem Uniklinikum Ulm, 2022.