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Haltung zeigen gegenüber Kindern, Jugendlichen und Familien: Menschen in Armutslagen vorurteilsfrei begegnen!

Über Kinder- und Jugendarmut in Deutschland, ihre Ursachen, Auswirkungen und Vermeidung wird seit vielen Jahren
diskutiert. Mehr als jedes fünfte Kind und jede*r vierte junge Erwachsene gelten in Deutschland als armutsgefährdet.
Insbesondere Eltern mit drei oder mehr Kindern und Alleinerziehende sind besonders häufig von Armutsrisiken betroffen. Viele Menschen sind trotz Erwerbsarbeit auf den ergänzenden Bezug von Sozialleistungen angewiesen. Die Armut der Eltern setzt sich bei den Kindern fort. Armut von Kindern hat viele Gesichter: Sie müssen auf vieles verzichten, was für andere Gleichaltrige selbstverständlich ist. Sie haben häufiger gesundheitliche Probleme und schlechtere Bildungschancen, fühlen sich ausgegrenzt und beschämt.

Wir fordern, die Ursachen von Armut vorurteilsfrei in den Blick zu nehmen, um Kinderarmut nachhaltig zu bekämpfen!

Betroffene Familien kämpfen mit schlechten Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt wie niedrigen Löhnen und prekären Beschäftigungsverhältnissen. Dazu kommt eine oft mangelhafte Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine Kinderbetreuung, die tatsächliche Bedarfe nicht abdeckt. Lebensereignisse wie Arbeitslosigkeit, Trennung, Krankheit, Migration und Flucht steigern das Armutsrisiko erheblich. Die Konsequenz: Nicht jedes Kind startet mit den gleichen Grundvoraussetzungen ins Leben – die Chancen sind extrem ungleich verteilt. Statistisch betrachtet überdauert Armut in Deutschland aktuell sechs Generationen. Das heißt umgekehrt, dass trotz größter eigener Bemühungen fünf Generationen aus eigener Kraft nicht den Aufstieg in die Mitte der Gesellschaft schaffen.

Armut ist kein individuelles Versagen, sondern ein strukturelles Problem!

In der aktuellen Diskussion um eine Kindergrundsicherung nehmen wir die von manchen Medien und politischen Entscheidungsträger*innen gezeichneten Bilder von Misstrauen als höchst problematisch wahr. Vorurteile gegenüber einkommensarmen Eltern, sie würden die für ihre Kinder gedachten Geldleistungen für Alkohol, Tabak und elektronische Konsumgüter zweckentfremden, sind schlicht falsch. Sie verzerren den Blick auf die tatsächlichen Belastungen in prekären Lebenslagen sowie die gravierenden Folgen von Armut. Studien für Deutschland belegen dahingegen, dass Eltern aus einkommensschwachen Familien eher bei sich selbst als bei ihren Kindern sparen und in Relation zum verfügbaren Einkommen genauso viel Geld für die Bildung ihrer Kinder verwenden wie einkommensstärkere Eltern. Es sind diese stigmatisierenden Denkweisen, falschen Armutsbilder und irreführenden Informationen, die dringend notwendige politische Reformen und Lösungen verhindern.

Von Armut betroffene Kinder, Jugendliche und ihre Familien brauchen Solidarität, Wertschätzung, Unterstützung und Chancengerechtigkeit.

Sie brauchen eine echte Kindergrundsicherung, die ihnen Hand in Hand mit einer gut ausgebauten und verlässlich finanzierten Infrastruktur faire Teilhabechancen und allen ein gutes Aufwachsen ermöglicht.

Den Appell als PDF zum Download, einschließlich der Unterzeichner*innenliste, finden Sie hier.